Samaniden-Mausoleum
Das Samaniden-Mausoleum
ist die Grabstätte
Ismail Samanis in
Buchara. Es ist das älteste erhaltene Zeugnis
islamischer Architektur in
Zentralasien und auch das einzige Baudenkmal der Samaniden-Dynastie, welches
erhalten geblieben ist. Es ist insofern kulturgeschichtlich bedeutend, als die
islamische Weltanschauung die architektonische Verzierung von Gräbern verbietet.
Cohn-Wiener vermutete, dass es sich um das früheste islamische Kuppelgrab
überhaupt handelt.
Wann genau der Bau entstand ist
ungeklärt, er wird ungefähr auf das 9. Jahrhundert datiert (Ismail regierte
Chorasan von 900 bis 907). Architektonisch lehnt sich der Bau an einen
Gebäudetypus an, der aus der
Sassanidenzeit bereits bekannt war - dem
zoroastrischen
Feuertempel. Das Mausoleum besitzt einen quadratischen Grundriss mit einer
Seitenlänge von 10 m. Es ist nach allen vier Seiten offen und aus gebrannten
Ziegeln gemauert. An den vier Ecken des Unterbaus sind Dreiviertel-Säulen
ohne
Basis und
Kapitelle eingestellt. Oberhalb der Säulen verläuft rund um das Gebäude eine
Arkaden-Galerie mit je 10 Bögen pro Seite. Auf dem Dach sind an den vier Ecken
bienenkorbartige kleine Kuppeln aufgesetzt. Diese befinden sich jedoch nicht
direkt über den Säulen, sondern sind zur Gebäudemitte verschoben. Den Abschluss
bildet eine
Kuppel (lichte
Höhe 9 m)mit einer kleinen
Laterne.
In der Mitte jeder Außenwand ist
in einem rechteckigen Rahmen ein Tor ausgespart. Innerhalb des rechteckigen
Rahmens öffnet sich ein Kielbogen nach innen, in dem wiederum ein rechteckiges
Tor eingelassen ist. Nur die Rahmen dieser Tore sind mit Ornamenten aus
Terrakotta verziert. Die restliche Gestaltung des Mausoleums resultiert
einzig aus der Anordnung der Ziegel, auch die Kreisornamente um die Torrahmen
und über der Arkadengalerie wurden aus Ziegeln gefertigt.
Im Inneren folgt die Verzierung
der Außenansicht. Der viereckige Gebäudegrundriss wird mit Bogen über die vier
Ecken zunächst in eine Achteckform überführt. In den Ecken des Achtecks stehen
kleine Säulen mit Kapitellen, die mehr Verzierung als tragendes Element sind.
Die Säulen wiederum stützen die Vorsprünge eines schmalen Sechzehneck-Bandes,
welches schließlich in die runde Kuppel übergeht. Hinter den Bogen des Achtecks
liegen
Trompennischen, die durch je drei hervorstechende Rippen gekennzeichnet sind
(je eine an der linken und rechten Seite der Nische sowie eine in der Mitte).
Das Mausoleum war einst das
Zentrum eines Friedhofs und versank im Laufe der Zeit unter mehreren
Sandschichten. Erst im 20. Jahrhundert wurde es vollständig freigelegt und steht
heute inmitten eines Parks. Aufgrund der Anordnung der Ziegel ändert sich der
Farbton des Mausoleums abhängig vom Lichteinfall.
Die Samaniden
Die Samaniden (persisch سامانیان) waren eine
muslimische Dynastie in
Transoxanien und
Khorasan (heute Afghanistan), die von 819 bis 1005 regierte. Ihre Herrscher
betitelten sich als
Emir, unterstanden rein formal dem
Abbasiden-Kalifat
und die Hauptstadt war
Buchara.
Aufstieg und Machthöhepunkt
Der Stammvater der Dynastie,
Saman Khuda, entstammte einer altiranischen Priesterfamilie aus
Balkh und war, nach Behauptungen der Dynastie selbst, ein Nachkomme
Bahram Chobins, eines Generals der
Sassaniden. Die ersten Samaniden wurden 819 Statthalter der
Tahiriden in
Samarkand,
Ferghana,
Sasch und
Herat.
Nasr I. ibn Ahmad (874–892) wurde
874 nach dem Sturz der Tahiriden durch die
Saffariden von den
Abbasiden als Statthalter in Transoxanien eingesetzt und konnte faktisch
unabhängig regieren. Hauptstadt der Dynastie wurde
Buchara. Unter Ismail I. (892–907) konnten die Saffariden aus Khorasan
vertrieben und die Kontrolle über weite Teile des östlichen
Iran errungen werden. Ismail drängte auch die
Oghusen zurück und löste dadurch jene Kettenreaktion in der Steppe aus, die
zum Erscheinen der
Magyaren (d. h. der Ungarn) in
Pannonien führte (um 895). Mit Nasr II. (914–943) erreichte das Reich seine
größte Ausdehnung in Mittelasien und dem Iran, wobei auch die Grenzgebiete nach
Indien erreicht wurden. Bei seinem Regierungsende kam es zu Unruhen, unter
anderem deswegen, weil die Armee keinen Sold erhielt. Nach 945 wurden die
Samaniden zudem von den schiitischen
Buyiden aus dem westlichen
Persien nach Khorasan und Transoxanien abgedrängt.
Handel
und Wirtschaft
Im 10. Jahrhundert war
Transoxanien die Drehscheibe des internationalen Handels zwischen Ost und West.
Neben Handelsbeziehungen in den Nahen Osten und in das
Kaiserreich China bestanden auch Verbindungen nach Indien und in das
Wolgagebiet. Gehandelt wurden unzählige Waren (u. a. Seife, Stoffe, Wolle,
Teppiche, Pelze, Schminke, Öl, Metallgefäße, Honig, Nüsse, Melonen, Waffen,
Sklaven, Pferde). Die Melonen waren so beliebt, dass man sie in Bleikisten
steckte, Schnee dazustopfte und bis nach Bagdad transportierte, wo sie horrende
Preise (pro Melone sieben bis zehn mal soviel wie pro Sklave) erzielten.
Hunderttausende samanidische Silbermünzen sind in Europa gefunden wurden, viele
davon in Schweden, und auch in Mainz wurden sie nach Aussage eines
Sklavenhändlers namens Ibrahim Jakub im 10. Jh. verwendet. Neben den
Handelsbeziehungen bestand auch eine blühende Landwirtschaft, basierend auf
einer funktionierenden Bewässerung, und eine hoch entwickelte Bergbauindustrie.
Durch den wirtschaftlichen Reichtum konnten die Samaniden auch eine reiche
Bautätigkeit vor allem in den Städten entfalten. Erhalten davon ist z. B. das
Samaniden-Mausoleum in Buchara.
Verfall und Untergang
Die Samaniden stützten sich auf
den ostiranischen Landadel. Im Verlauf des 10. Jh. wurden aber zunehmend
türkische Söldner bzw.
Sklavensoldaten in das Heer übernommen, um die türkischen Nomadenstämme in
Mittelasien unter Kontrolle behalten zu können. Die Sklavensoldaten wurden ein
Machtfaktor bei Hofe, der die Emire bald in Schwierigkeiten brachte. So kam es
961 beim Tod des Emirs zu einem Umsturzversuch ihrer Führer (z. B. Alptigin) in
Buchara, wobei der Palast zerstört wurde. Auch machten sich seit der Mitte des
10. Jahrhunderts einige Offiziere in den Provinzen selbständig. Vor allem
gründete der General Alptigin 962 die halbunabhängige Herrschaft der
Ghaznawiden, die 994 in Folge einer weiteren Militärrebellion die Kontrolle
über ganz Khorasan bekam. Zu den Verschwörungen bei Hofe und unter den
Militärgouverneuren in den Provinzen kamen noch Unruhen unter der
Stadtbevölkerung, Aufstände der Bauern und Sektenstreitigkeiten.
Dem gleichzeitigen Druck der
Ghaznawiden im Süden und der
Karachaniden aus dem Osten waren die Samaniden am Ende des 10. Jahrhunderts
nicht mehr gewachsen. Die Geistlichkeit und die Stadtbevölkerung verhielten sich
passiv, als Buchara letztlich im Oktober 999 von dem Karachanidenprinzen Arslan
Ilek Nasr besetzt und die Herrscherfamilie gefangen genommen wurde. Ein Prinz
entkam zwar, aber sein Kampf um die Wiederherstellung des Samaniden-Reiches
blieb erfolglos und mit seiner Ermordung endete 1005 die Dynastie.
Die heutigen
Tadschiken führen ihre Abstammung und Kultur auf jene Dynastie zurück.
Ismail, der berühmteste Samaniden-Herrscher, gilt heute in
Tadschikistan als Nationalheld und Vater der Nation. Auch der Name
der modernen Währung Tadschikistans, Somoni, ist vom Namen dieser
Dynastie abgeleitet.
Reste
der Architektur
Die Eroberung durch die Araber
brachte kaum neue Architekturformen nach Mittelasien, vielmehr wurde die
Baukunst der
Abbasiden von mittelasiatischen Vorbildern beeinflusst. Beispielsweise waren
Paläste und Grabbauten in
Choresm das Vorbild für entsprechende Bauten im
Bagdad und
Samarra des 8. und 9. Jh., wobei sowohl der Grundriss (Kuppelraum mit vier
Hallen, dazu Vorhöfe) als auch die Stuckgestaltung als Vorlage dienten.
In
Termes sind grobe Überreste eines Palastes aus dem 10. Jh. erhalten: Der
Kyrk-Kyz war eine zweistöckige Anlage von ungefähr 54 Metern Seitenlänge und
einem Mittelraum von 11 Metern. Das Erscheinungsbild ist als
"Zentralkuppelkiosk" bezeichnet worden.
In
Alt-Samarkand (Afrasiab) sind drei Adelspaläste aus der Samanidenzeit
gefunden worden. Einer davon bestand aus drei Räumen mit Mittelkuppel und
vorgesetzter Säulenhalle und enthielt umfangreiche Stuckarbeiten. Ein zweiter
war ebenfalls ein Kuppelbau und der dritte präsentierte einen Saal mit Stuck,
und zwar geometrisch verbundene florale Ornamente (1919 entdeckt). Übrigens war
Alt-Samarkand damals bereits befestigt und besaß zehn Stadttore.
Von den
Mausoleen ist das
Samaniden-Mausoleum in Buchara erhalten, ebenso das Arab-Ata in Tim. Das
Arab-Ata ist gemäß Inschrift 977/8 errichtet worden, und hat anders als das
Samaniden-Mausoleum in Buchara eine Prachtfassade.
-
Saman Khoda (819–864)
-
Nasr I. (864–892)
-
Ismail I. (892–907)
-
Ahmad II. (907–914)
-
Nasr II. (914–943)
-
Hamid Nuh I. (943–954)
-
Abdul Malik I. (954–961)
-
Mansur I. (961–976)
-
Nuh II. (976–997)
-
Mansur II. (997–1005)
Quellen
1.Samaniden 25.01.2007
2.
Samaniden-Mausoleum 25.01.2007
Siehe auch
1.
Мавзолей Саманидов
2.
Samanid Mausoleum
3.
Сonsolidator
4.
Stadtplan |